Die UNESCO gründete 1992 das Programm "Memory of the World" zum Schutz und Erhalt des weltweiten Dokumentenerbes. Kernbotschaft: Wenn weltweit der Einsatz zur professionellen Erhaltung von Dokumenten nicht wesentlich intensiviert wird, geht innerhalb absehbarer Zeit ein Teil des bisher gesammelten Bestandes an wichtigem historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Wissen verloren.
Der Aufwand zur Erhaltung von Dokumenten ist erheblich, fachgerechte Verwahrung und Organisation aufgrund mangelnder Ressourcen und Kapazitäten häufig schwierig. Zerstörung, illegaler Handel, aber auch klimatische Bedingungen erschweren das Unterfangen. Saure Papiere zerfallen, Tintenfraß beschädigt historische Handschriften, Tonträger werden unbenützbar und die noch gut erhaltenen werden durch das rasche Verschwinden funktionstüchtiger Wiedergabegeräte bedroht. Die Digitalisierung und Langzeitarchivierung digitaler Inhalte hält neue Herausforderungen bereit. Die UNESCO möchte hier ein Bewusstsein schaffen und appelliert an die Mitgliedstaaten, Vorkehrungen für eine nachhaltige Sicherung des digitalen Erbes zu treffen.
Kernziele des Programms
1. Nachhaltige Sicherung des analogen und digitalen Dokumentenerbes
2. Universeller Zugang zum Dokumentenerbe
3. Bewusstseinsbildung für die Existenz und Bedeutung des Dokumentenerbes
Das Memory of the World-Register
Das Programm wird durch das internationale Weltdokumentenerberegister, das Memory of the World-Register, unterstützt. Dieses stellt wertvolle Buchbestände, Handschriften, Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente aus, die von besonderer globaler Bedeutung sind. ‚Das Register soll als ‚Werbeträger‘ die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Bedeutung von Dokumenten und deren Erhalt lenken. Derzeit umfasst das Weltdokumentenerberegister 427 Eintragungen - darunter die 21 Thesen der Solidarnosc, die Sammlung indigener Sprachen in Mexiko, die Archive des Warschauer Ghettos oder mit der Göttinger Gutenberg-Bibel erste Zeugnisse des Buchdrucks.
Weltdokumtenerbe in Österreich
Österreich verwahrt derzeit 15 Dokumente und Sammlungen die Teil des Weltdokumentenerbes sind. Darunter befinden 3 staatenübergreifende Gemeinschaftseintragungen (die Bibliotheca Corviniana, die Goldene Bulle, der Philosophische Nachlass von Ludwig Wittgenstein):
- Wiener Dioscurides-Manuskript, Österreichische Nationalbibliothek
- Das Schlussdokument des Wiener Kongresses 1815, Österreichisches Staatsarchiv
- Die historischen Sammlungen (1899–1950) des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Die Papyrussammlung (Collection Erzherzog Rainer), Österreichische Nationalbibliothek
- Schubert-Sammlung, Wienbibliothek im Rathaus
- Atlas Blaeu-Van der Hem, Österreichische Nationalbibliothek
- Brahms-Sammlung, Gesellschaft der Musikfreunde
- Gotische Baurisse, Kupferstichkabinett der Akademie der Bildenden Künste
- Bibliotheca Corviniana, Österreichische Nationalbibliothek (gemeinsam mit Ungarn, Belgien, Deutschland, Frankreich und Italien nominiert)
- Tabula Peutingeriana, Österreichische Nationalbibliothek
- Arnold Schönberg-Nachlass des Arnold Schönberg Center
- Mainzer Psalter, Österreichische Nationalbibliothek
- Die Goldene Bulle, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Österreichische Nationalbibliothek (gemeinsam mit Deutschland)
- Der philosophische Nachlass von Ludwig Wittgenstein, Österreichische Nationalbibliothek (gemeinsam mit Großbritannien, Kanada und den Niederlanden)
- Der Dokumentenbestand zur Semmeringeisenbahn, Technisches Museum Wien
Parallel zum internationalen Register existieren auch nationale Pendants wie das österreichische Dokumentenerberegister "Memory of Austria". Dieses wurde 2014 eröffnet und umfasst mittlerweile 59 für Österreich kulturell und historisch bedeutsame Dokumente und Sammlungen.