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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Österreichische Gebärdensprache
Mündliche Traditionen in ganz Österreich, aufgenommen 2013

Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) bildet das soziale und kulturelle Fundament der österreichischen Gebärdensprachgemeinschaft. Sie ist die Muttersprache gehörloser Menschen in Österreich und somit ein wesentlicher Teil ihrer Identität. Sie wird österreichweit verwendet und beinhaltet Dialekte, die sich durch regionale Spezifika auszeichnen. Seit 2005 ist die ÖGS als eigene Sprache anerkannt, jedoch verstehen sich deren Anwender*innen noch immer als sprachlich-kulturelle Minderheit.

Die ÖGS wird hauptsächlich von gehörlosen Personen gesprochen und vereinzelt auch von hörenden Menschen als zusätzliche Sprache erlernt. Entstanden aus den kommunikativen und sozialen Praktiken der Gehörlosengemeinschaft, ist sie ein wichtiges identitätsstiftendes Merkmal der Gehörlosengemeinschaft. Der sogenannte „visuelle Zugang“ zur Realität ist einerseits ein interessanter Forschungsgegenstand, andererseits kann er tatsächlich „nichthörende“ Perspektiven der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung bieten, was die kulturelle Vielfalt fördert und spezielle Beiträge zur Kreativität und Gebärdensprachbenutzer*innen liefert. 
Bereits im Jahr 1779 wurde in Wien die erste Gehörlosenschule gegründet. Des Weiteren konnten sich bereits 1865 institutionalisierte Gehörlosenvereine in Österreich verfestigen und das Überleben der ÖGS ermöglichen. Seither wird die Sprache in entsprechenden Schulen, Vereinen und Familien gepflegt und überliefert. Zudem wird sie in Form von Poesie, Theater und darstellender Kunst übermittelt. Gegenwärtig arbeitet der Österreichische Gehörlosenverband (ÖGLB) mit akademischen Institutionen an der Standardisierung und sprachpolitischen Absicherung der ÖGS. Weitere Maßnahmen der Bewusstseinsbildung und der Sicherung der Weitergabe der ÖGS sind unter anderem das Lobbying für bilinguale/bikulturelle inklusive Bildung in den Gehörlosenschulen und im Regelschulsystem sowie die verstärkte Ausbildung von Kindern gehörloser Eltern (CODA) für den Dolmetschberuf.

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