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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Untergailtaler Kirchtagsbräuche und Untergailtaler Tracht / Ziljski žegen in Ziljska noša
Gesellschaftliche Praktiken in Kärnten, aufgenommen 2018

Der Untergailtaler Kirchtag/Ziljski žegen findet jährlich von Mai bis Oktober in zahlreichen Orten des Unteren Gailtales in Kärnten statt. Es setzt sich aus drei Hauptelementen zusammen: den Kirchtagsbräuchen mit dem Kirchgang, dem Kufenstechen/štehvanje und dem Lindentanz/prvi rej sowie dem autochthonen Liedgut und der am Kirchtag von den Mädchen und Burschen getragenen Untergailtaler Tracht/Ziljska noša. Der Termin des Kirchtags in den einzelnen Orten orientiert sich an den Patroziniumsfesten oder den Tagen der Kirchweihe.

Der Untergailtaler Kirchtag/Ziljski žegen ist seit dem 18. Jahrhundert festgelegt und wird auch heute weitestgehend in gleicher Form durchgeführt. Der Kirchtag beginnt mit einer Festmesse, zu der unverheiratete Mädchen und Burschen, letztere von Musik begleitet, getrennt erscheinen. Mädchen und Burschen tragen dabei die traditionelle, seit dem 18. Jahrhundert überlieferte Untergailtaler Tracht/Ziljska noša. Nach der Messe werden die Kirchtagslieder gesungen und bei den einzelnen Gasthäusern wird Halt gemacht. Nach dem Mittagessen, zu dem die sog. Saure Suppe/čisava župa als besondere Spezialität gehört, folgt das Kufenstechen/štehvanje. Zuschauer*innen bilden dabei eine Gasse und unter Musikbegleitung reiten Burschen auf ungesattelten Norikerpferden ein. Die Kufe wird auf den Pfahl gegeben und die Burschen versuchen, sie mit einem Eisenschlögel/količ zu zerschlagen. Jener Bursche, der die Kufe endgültig zerschlagen hat, erhält einen Blumenkranz. An das Kufenstechen/štehvanje schließt sich der Lindentanz/prvi rej an. Zu unterschiedlichen Melodien wird langsam und schnell getanzt.

Die aufwendige Tracht wird auch heute noch von Hand gefertigt und erfordert besondere Fertigkeiten von regionalen Schneider*innen, Schuhmacher*innen, insbesondere auch bei der Herstellung des mit Federkielstickerei gezierten Gürtels/pas, den das Mädchen trägt. Das Wissen um die Herstellung sowie die Bezeichnung für einzelne Teile der Tracht werden innerhalb der Gemeinschaften von einer Generation an die nächste weitergegeben.

Der Kirchtag findet seine Fortsetzung bei Musik, Tanz und Unterhaltung am Dorfplatz oder in einem Gasthaus. Der Tag darauf wird mit einem allgemeinen Kirchgang, einem Requiem, der Segnung der Gräber und am späten Nachmittag einem Kufenstechen/štehvanje der inzwischen verheirateten, ehemaligen Burschen begangen. In jedem Ort organisiert eine Burschenschaft/konta das Kirchtagsbrauchtum/žegen. Der Begriff ist dabei nicht politisch zu verstehen, es handelt sich um gemeinnützige Vereine, deren Zweck der Erhalt von verschiedenen lokalen Traditionen ist. Im Regelfall sind die unverheirateten Burschen und Mädchen eines Ortes Mitglieder einer „Konta“.

Kontakt

Felix Abuja
9613 Feistritz
DDr. Peter Wiesflecker
9613 Feistritz/Gail
peter.wiesflecker@stmk.gv.at
Diana Erat
9602 Thörl-Maglern
diana.erat@gmx.at

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