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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Wissen um die Standorte, das Ernten und das Verarbeiten des punktierten Enzians
Umgang mit der Natur in Tirol, aufgenommen 2013

Das Wissen um die Standorte, das Ernten und das Verarbeiten des Punktierten Enzians wird in der Tiroler Gemeinde Galtür seit Jahrhunderten weitergegeben. In den Prozess der Ernte – das Graben und Stechen der kostbaren Wurzel – sowie der Weiterverarbeitung – das Brennen des „Enzer“-Schnaps – ist meist die gesamte Bevölkerung eingebunden. Bis heute wird durch Losentscheid jährlich beim Kirchtag festgelegt, welche Familien an der Wurzelgewinnung teilnehmen und den Schnaps brennen dürfen.

Im Hochgebirge von Galtür wird das Enzianstechen und Enzian-Schnapsbrennen nach Jahrhunderte langer Tradition betrieben. Schon im 16. Jahrhundert wird der Enzianschnaps, auch als „Enzer“ bezeichnet, in einem botanischen Buch als wohltuende Magenarznei erwähnt. Seitdem begegnete man im Hochgebirge sogenannten Wurzengräber*innen und Enzianklauber*innen.
Seit dem 17. Jahrhundert garantieren lokale Reglementierungen des Wurzel-Sammelns und allgemeine Naturschutzbestimmungen den nachhaltigen Bestand dieser seltenen Enzianart. Nur einmalig im Jahr, zum 1. Oktober, darf das Wurzelwerk der Enzianpflanzen gestochen werden. Per Losentscheid am Galtürer Kirchtag im September werden dreizehn Familien ausgewählt, die an der Ernte, welche auf einem 17.000ha großen Areal stattfindet, teilnehmen dürfen. Die Ernte beginnt meist mit einem Fußmarsch auf die oberhalb von 2000 Metern über dem Meer gelegenen Gebiete, wo der punktierte Enzian zu finden ist. Anschließend werden die ausgegrabenen Wurzeln getrocknet und gereinigt. Das genaue Prozedere des Auffindens der Standorte, das Ausgraben und das Weiterverarbeiten werden dabei mündlich von der älteren an die jüngere Generation weitergegeben. Insgesamt dürfen 1300kg (100kg/Familie) Wurzeln pro Jahr gesammelt werden. Aufgrund der starken Limitierung des Wurzelstechens hat auch der Schnaps einen besonderen Stellenwert und wird nur bei seltenen Anlässen oder als Medizin angeboten.

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