Seit der Ratifizierung im Jahr 2009 erarbeitet die Österreichische UNESCO-Kommission gemeinsam mit den TraditionsträgerInnen und dem Fachbeirat Schwerpunkte in der Umsetzung einzelner Bereiche der Konvention. Besonderes Augenmerk gilt seit längerem den beiden Bereichen ‚Wissen im Umgang mit der Natur‘ und ‚Traditionelles Handwerk‘, weil hier besonderer Handlungsbedarf bei der Sicherung, beim Wissenstransfer und der Bewusstmachung von überlieferten, althergebrachten Praktiken herrscht.


Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum
Die jahrzehntelange Strategie des Auslagerns von Zuständigkeiten – auch was den Umgang mit Gesundheit, Krankheit, Naturgefahren betrifft – hat zu einem rasanten Verlust von Eigenverantwortung und individueller Kompetenz geführt, was nicht zuletzt im Gesundheitswesen dramatische Auswirkungen zeigt. Unter Einbeziehung von ExpertInnen werden zum Beispiel die Herausforderungen in Bezug auf Überlieferung und Sicherung von traditionellen und komplementären Heilmethoden und der Umgang mit Naturgefahren diskutiert. Dies führte u.a. zur Etablierung des Dokumentationszentrums „Traditionelle und komplementäre Heilmethoden in Österreich“ – hier steht vor allem die Sichtung des derzeitigen komplementärmedizinischen Angebots als Voraussetzung für alle weiterführenden Überlegungen im Zentrum des Interesses. Ein weiteres Ergebnis ist die internationale Einreichung des Elements "Umgangs mit der Lawinengefahr" gemeinsam mit der Schweiz zur Aufnahme in die Repräsentative Liste der Menschheit.


Traditionelles Handwerk
Die Beobachtung, dass traditionelle Handwerksberufe zunehmend verschwinden und eine sinkenden Attraktivität für Auszubildende haben, hat zu Überlegungen geführt, wie das Bewusstsein für das Thema Handwerk gefördert werden kann. Vor allem sollte das damit einhergehende Prinzip der Vermittlung von MeisterInnen an Lehrlinge/GesellInnen sowie die über Jahrhunderte entstandenen kulturellen Techniken auch weiterhin erhalten bleiben. Neben den Eintragungen in das nationalen Verzeichnis, die diese Handwerkstechniken und Formen der Weitergabe dokumentieren, hat die internationale Eintragung von drei österreichischen Handwerksinitiativen (Werkraum Bregenzerwald, Textiles Zentrum Haslach sowie Hand.Werk.Haus Salzkammergut) in das internationale UNESCO-Register guter Praxisbeispiele einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarmachung von österreichischem Handwerk geleistet. Die 2016 erschienene Studie "Traditionelles Handwerk als immaterielles Kulturerbe und Wirtschaftsfaktor in Österreich" (Univ.-Prof. Dr. Roman Sandgruber, DI Heidrun Bichler-Ripfel, Prof. Mag. Maria Walcher) ist eine Bestandsaufnahme und dient gleichzeitig als Basis für künftige Fördermaßnahmen.