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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Streuobstanbau in Österreich
Umgang mit der Natur in ganz Österreich, aufgenommen 2023

Der Streuobstanbau, wie er heute praktiziert wird, entstand vor allem ab dem 17. Jahrhundert. Streuobstwiesen sind das Ergebnis einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung und eng mit menschlichem Wissen verbunden. In ganz Österreich wird der Streuobstanbau bis heute durch das Engagement von Obstbaumbesitzern, Mostereien, Direktvermarktern, Initiativen, Vereinen und Verbänden am Leben gehalten und weitergegeben.

Die Pflege und Bewirtschaftung der Obstbäume, die Ernte, Lagerung und Verarbeitung des Obstes stehen im Zentrum des Streuobstanbaus. Traditionelle Handwerkstechniken und Werkzeuge für Baumschnitt, Veredelung und Verarbeitung sind fester Bestandteil der Praxis. Der Streuobstanbau umfasst auch verschiedene Bräuche und Rituale wie die Neupflanzung von Bäumen bei Geburten oder die Ernennung von Mostköniginnen und -prinzessinnen. Es gibt zahlreiche öffentliche Feste wie Mosttaufen, Obstblütenfeste, Tag der Streuobstwiese oder Tag des Mostes und Mostkosten, die Teil der Streuobstkultur sind.
Das über Jahrhunderte entwickelte Wissen im Streuobstanbau ist vielfältig und unverzichtbar für den Erhalt dieser Kulturform. Es umfasst landwirtschaftliche Erfahrungen, Bewirtschaftungspraktiken, Handwerkstechniken und Kenntnisse über tausende von Obstsorten und ihre geeigneten Standorte und Nutzung. Beispiele dafür sind der Bau von Obstpressen, Fassbinderei, Leiterherstellung, Rechenherstellung, Korbflechterei und Töpferei. Ein eng mit dem Streuobstanbau verbundenes Handwerk ist die Tätigkeit als Baumwärter/in und Obstbaumpfleger/in.
Die Weitergabe des Wissens und der dazugehörigen Fertigkeiten erfolgte zunächst mündlich und später auch durch Bücher und Zeitschriften. Ferner wird es von verschiedenen Akteur*innen bewahrt und durch Tagungen, Lehrgänge, Praxiskurse, interaktive Ausstellungen, Freilichtmuseen, Streuobstpfade und Online-Portale weitergegeben. Durch Umweltbildungsprogramme werden auch Kinder und Jugendliche in den Streuobstanbau eingebunden und das Wissen an zukünftige Generationen weitergegeben.
Grundsätzlich gibt es keine Einschränkungen für den Zugang und die Teilnahme am Streuobstanbau-Kulturerbe. Jede Person kann sich engagieren, selbst wenn sie keine eigene Wiese oder Garten besitzt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Beteiligung, wie die Teilnahme an Baumpflege-, Obstsammel- oder Pressaktionen von Organisationen, Schulen, Obstbauvereinen oder Streuobstinitiativen. Bereits Kinder und Jugendliche haben die Möglichkeit, an Bildungsangeboten und Aktionen teilzunehmen. Vorträge, Fachtagungen und Kurse zu Themen rund um den Streuobstanbau, wie Baumschnittkurse oder Bildungsangebote, erleichtern den Zugang zum Kulturerbe.

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