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Vielfalt kultureller Ausdrucksformen

Freiräume für Kunst und Kultur  
Foto: © Caroline Minjolle

„Security is not equal to safety” – Das war die Safe-Havens-Konferenz 2023

Im Mittelpunkt standen Fragen des Well-beings, Self-care, der Nachhaltigkeit und der Umweltperspektiven. Die Safe-Havens-Konferenz gibt es seit mittlerweile 10 Jahren, gemeinsam wurden daraus entstandene Entwicklungen zur künstlerischen Freiheit reflektiert, Bedürfnisse definiert, sowie Ressourcen und Lücken aufgezeigt.

Die diesjährige Safe-Havens-Konferenz fand von 9.-10. November 2023 in Athen, Griechenland statt. Themen waren u.a. die vorherrschenden Herausforderungen, die bestehenden Unterstützungsnetzwerke und Ressourcen sowie neue Möglichkeiten der Vernetzung.

Die Safe-Havens-Konferenzen wurden 2013 ins Leben gerufen und werden von Safe Havens Freedom Talks (SH|FT) organisiert - einer unabhängigen NGO, die sich dafür einsetzt, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Organisationen und Kulturakteur*innen die Möglichkeit zu geben, sich zu treffen und auszutauschen. Ziel ist es, ein inklusives und sicheres Treffen anzubieten, bei dem jede Stimme das gleiche Gewicht hat.

SH|FT stellt ein Programm zusammen, das eine Vielzahl von Stimmen mit einer möglichst großen geografischen und thematischen Bandbreite in den Vordergrund rückt. Es bringt Künstler*innen, Aktivist*innen, Jurist*innen und politische Entscheidungsträger*innen zu einem kreativen internationalen Treffen an der Schnittstelle von Kunst und Menschenrechten zusammen. Gemeinsame Bemühungen sollen die Bildung von Allianzen, den Aufbau von Kapazitäten und die Entwicklung innovativer Best-Practice-Lösungen für die Herausforderungen des Kunst- und Kultursektors in der ganzen Welt fördern.

Hauptthemen der vielen Gespräche, Diskussionsgruppen und „Artists Sessions“ waren u.a.

  • Visa-Prozesse: Bürokratische Hürden schränken Kunst- und Kulturakteur*innen, vor allem aus dem sogenannten Globalen Süden, in ihrer Mobilität stark ein, behindern Teilnahmen an Residenzprogrammen, Festivalauftritte und weitere Aufträge im Globalen Norden.
  • „Künstler*innen“ sind nicht nur Held*innen, sondern Menschen: großes Thema war Self-Care und „Activist Burn-out“ - Künstler*innen müssen auch auf ihre eigenen Bedürfnisse achten. Selbst wenn Künstler*innen im Exil leben und sicher sind, leben Familienmitglieder, Angehörige, Freund*innen und Bekannte weiterhin in Krisenregionen und sind täglich Gefahren ausgesetzt. Oftmals bricht die Kommunikation ab, was das Wohlbefinden stark beeinträchtigt, das „Nichtwissen“ um Entwicklungen im Heimatland nagt an der mentalen Gesundheit.
  • Sicherheit vs. Exil: im Exil lebende Künstler*innen sind oberflächlich gesehen zwar „sicher“, doch bestehen weiterhin dieselben Probleme, nur in anderer Form. Es braucht Netzwerke vor Ort, um künstlerisches Schaffen zu fördern.
  • Zusammenarbeit und Vernetzung: Das Schaffen von Netzwerken, der Austausch von Wissen und Erfahrungen sowie das Setzen gemeinsamer Schritte sind unabdingbar für bessere Lebensrealitäten und die Förderung künstlerischer Freiheiten.

Unterstützung vor Ort & Zusammenarbeit

Vor allem in der MENA-Region gibt es wenige Geldgeber*innen; meistens bekommen Künstler*innen und Kulturakteur*innen Förderungen durch die Regierung. Die limitierten finanziellen Mittel bringen einen hohen Konkurrenzkampf mit sich. Weiters herrscht auch ein sprachliches Problem vor - viele verschiedene regionale Sprachen und Dialekte erschweren Amtswege, bürokratische Prozesse oder etwa die Teilhabe an Unterstützungsprogrammen, welche nicht in der eigenen Sprache/im eigenen Dialekt vorhanden sind.

Es braucht Netzwerke und Akteur*innen vor Ort, um beispielsweise Künstler*innen dabei zu unterstützen, ein Bankkonto zu eröffnen, weitere Amtsdokumente sowie Ansuchen in ihrer Sprache auszufüllen. Oftmals gibt es keinen legalen Status für Künstler*innen, sie werden als „arbeitslos“ eingestuft.

Mit dem Schwerpunkt auf der MENA-Region und Griechenland zielte das diesjährige Programm darauf ab, das Bewusstsein für regionale Konflikte zu schärfen. Dazu wurden Teilnehmer*innen aus der ganzen Welt eingebunden, die zu einem gemeinsamen globalen Verständnis der Situation in diesem Bereich beitrugen.

Was macht die UNESCO um den Status von Künstler*innen aufzuwerten? Was passiert in Österreich?

UNESCO – 1980er Empfehlung für den Status von Künstler*innen

In der Empfehlung von 1980 zum Status von Künstler*innen werden die UNESCO-Mitgliedstaaten aufgefordert, die berufliche, soziale und wirtschaftliche Stellung von Künstler*innen durch die Umsetzung von Strategien und Maßnahmen in den Bereichen Ausbildung, soziale Sicherheit, Beschäftigung, Einkommen und steuerliche Bedingungen, Mobilität und freie Meinungsäußerung zu verbessern. Sie erkennt auch das Recht der Künstler*innen an, sich in Gewerkschaften oder Berufsverbänden zu organisieren, die die Interessen ihrer Mitglieder vertreten und verteidigen können.

UNESCO – Defending Creative Voices, 2023

Mit der neuen Publikation „Defending Creative Voices: Artists in emergencies – Learning from the safety of journalists” ruft die UNESCO dazu auf, maßgeschneiderte Hilfe zum Schutz und zur Förderung der Kunstfreiheit in Notfällen zu entwickeln. Bewährte Praktiken im Bereich der Pressefreiheit haben dabei Vorbildwirkung. Die NGO Artist at Risk (AR), Kooperationspartner der UNESCO, hat ein weltweites Netzwerk entwickelt, um gefährdete Künstler*innen zu unterstützen und Zuflucht zu bieten.

Mehr dazu im Artikel zum UNESCO-Bericht

ARJ Netzwerk in Österreich / Monitoring

Rassistische Übergriffe, das Sperren auf Social Media, oder die Erschwernis des Aufenthaltstitels stellen Bedrohungen für die Kunstfreiheit dar. Einschränkungen zu dokumentieren hilft dabei, diese Freiräume offen, antidiskriminatorisch und inklusiv zu halten. Als Teil der offenen Vernetzungsplattform „Arts Rights Justice Austria“ wurde 2019 ein Monitoring-System entwickelt, das die systematische Dokumentation von Verletzungen und Einschränkungen der künstlerischen Freiheit in bzw. durch Österreich ermöglichen soll.

Visualization Map, Safe Havens Conference Athens 2023
© Bauer/ÖUK
Visualization Map - wird ab 2024 auf der Website der Safe-Havens-Conference verlinkt sein
© Bauer/ÖUK
© Bauer/ÖUK
Visualization map, Detail
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