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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Pestkerzenumzug am Umgangssonntag in St. Benedikten
Gesellschaftliche Praktiken in Steiermark, aufgenommen 2024

Der Pestkerzenumzug der Gemeinschaft der Kirchenbäuer*innen findet im Rahmen eines Fronleichnamsgottesdienstes am Herz-Jesu-Sonntag statt und wird als Feldmesse abgehalten. Dabei wird die Pestkerze geschmückt, aufgestellt und bei einer Prozession von einem Hochfeldaltar zum anderen mitgeführt. Die Tradition des Pestkerzenumzugs geht auf ein Versprechen der Bäuer*innen vor vielen Jahrhunderten zurück, eine überdimensionale Kerze als Dank für das Überleben der Pest zu spenden und einmal im Jahr bei einer Prozession mitzutragen.

Die Pestkerze ist 14,5 Meter lang und besteht aus einer Holzstange, die mit Rundwachs spiralförmig umwickelt ist. An der Spitze befindet sich eine Laterne mit einer Kerze. Um die Kerze tragen zu können, wird ein Tragkreuz von vier Personen benötigt, die die kräftezehrende Aufgabe ausführen. Um die Kerze senkrecht zu halten, werden acht Stützstangen von fünf bis sechs Metern Länge an der Pestkerze angebracht und von acht Personen betreut. Ihre Aufgabe ist es, die Kerze während der Prozession von einem Feldaltar zum anderen senkrecht zu halten, indem sie schieben oder ziehen. Dabei werden sie von einer weiteren Person geleitet, die die Kerze im Auge behält und die Stützstangenträger*innen durch Zurufe dirigiert.

Für den Umzug in St. Benedikten wird die Pestkerze zusammen mit den Stützstangen mit immergrünen Girlanden und Seidenblumen geschmückt. So ergibt sich ein festliches Bild: Leute in festlicher Kleidung, die Kerze mit Schmuck und flatternden Bändern. Während des Umzugs wird die feierliche Stimmung mit dem Klang der von Hand geläuteten Kirchenglocken, der festlichen Messe mit der Blaskapelle und dem Kirchenchor sowie dem herrlichen Ausblick auf das Murtal, die Nachbargemeinde St. Marein-Feistritz und die Seckauer Alpen abgerundet. Der Pestkerzenumzug erinnert nicht nur an die Verschonung von schrecklichen Ereignissen, sondern schafft auch Raum für Segen und Gebete von Mensch, Tier, Land und Feld.

Nach dem Pestkerzenumzug findet ein öffentliches Gartenfest mit Blasmusikkonzert, Essen, Trinken und Marktständen statt, an denen Süßigkeiten und Spielzeuge für Kinder angeboten werden.

Eine große Anzahl von Menschen ist in die Organisation und Durchführung des Pestkerzenumzugs eingebunden. Das gemeinsame Engagement verbindet die Teilnehmer*innen, unabhängig davon, ob sie aktiv zum Erfolg beitragen oder als Besucher*innen anwesend sind. Der Pestkerzenumzug verbindet die Menschen, stiftet Identität und erfüllt sie aufgrund seiner Individualität mit Freude.

Kontakt

Franz Johann Reiter
8715 St. Margarethen bei Knittelfeld
familie.reiter.direkt@gmail.com

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