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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Wissen und Praktiken der Hufschmied*innen
Traditionelles Handwerk in ganz Österreich, aufgenommen 2024

Ursprünglich diente die Hufbeschlagskunst dem Überleben der Menschen durch die Nutzung von Pferden als Reit-, Zug- und Lastentiere. Heutzutage liegt der Fokus vor allem auf dem Einsatz von Pferden im Sport-, Kultur- und Freizeitbereich sowie in der tiergestützten Therapie. Hufschmied*innen spielen in all diesen Bereichen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Pferde, indem sie eng mit Tierärzt*innen zusammenarbeiten— denn „ohne Hufe, keine Pferde!“ Die traditionelle Hufbeschlagskunst wird von einer Gemeinschaft von rund 400 qualifizierten Hufschmied*innen gepflegt.

Der/die Hufschmied*in berücksichtigt beim Hufbeschlag verschiedene Faktoren wie den Verwendungszweck des Pferdes, den Körperbau, die Größe, das Gewicht, den Hufzustand und die Bodenverhältnisse. Beim Beschlagen werden dem Pferd Hufeisen angepasst, wobei die Materialien vielfältig sind und nicht nur aus Eisen bestehen. Es werden unterschiedliche Metalle wie Eisen, Stahl, Aluminium oder Kunststoff in verschiedenen Stärken und Härtegraden verwendet. Hufschmied*innen sind berufsbedingt vielfach mit ihrer mobilen Werkstätte auf Reisen zu den jeweiligen Gestüten oder Landwirtschaftsbetrieben.

Hufschmied*innen formen vorgefertigte Hufeisen mit Hammer, Zange und Amboss durch Stauchen, Strecken, Treiben und Lochen. Dadurch wird das Hufeisen individuell an den Huf des Pferdes angepasst. Das Hufeisen wird auf den Huf aufgelegt und mit Nägeln fixiert, wobei der Hufnagel eine spezielle Form mit einer Zwicke an der Spitze hat, um das Pferd nicht zu verletzen. Nachdem der korrekte Sitz des Hufeisens überprüft wurde, wird es in der Regel mit sechs Nägeln fixiert. Überstehende Teile an den Außenseiten des Hufs werden abgeschnitten, umgebogen und vernietet. Das Vernieten erfolgt mit einer Nietzange – mit einem Unterhauer wird ein Bett für den Nagel geschlagen und der Nagel daraufhin in das Bett gelegt. Feinschliff und Einfetten oder -ölen des Hufes sorgen abschließend für den nötigen Schutz der Hufoberfläche.

Das Handwerk wird im Rahmen der dreimonatigen Hufbeschlagschule im Pferdezentrum Stadl-Paura in Oberösterreich (mit staatlicher Prüfung) oder der dreijährigen dualen Lehrausbildung in Kombination mit der Berufsschule Mistelbach in Niederösterreich weitergegeben. Mittlerweile wird der früher fast ausschließlich Männern vorbehaltene Beruf von mehr als ca. 20% Frauen ausgeübt. Die Gemeinschaft der Hufschmied*innen wird weiter gepflegt und durch nationalen sowie internationalen Austausch in Form von Wettbewerben, Weiterbildungen im Rahmen von Tierarzt- und Hufschmiede-Tagungen, Auftritten oder Schaubeschlagen sowie einschlägigen Messen und Veranstaltungen gefördert.

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